- Zu den Symptomen der Hyperthyreose gehören Tachykardie, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Nervosität und Tremor; Patienten mit Morbus Basedow können auch Exophthalmus und infiltrative Dermopathie (prätibiales Myxödem) aufweisen.
- Bei latenter Hyperthyreose (TSH supprimiert (< 0,4 mU/l) fT4/fT3 normal, keine oder milde Symptome) ist keine routinemäßige präoperative Behandlung notwendig, sofern keine große Hochrisiko-OP ansteht.
Bei TSH < 0,01, Symptomen oder geplanter kardialer oder thorakaler Chirurgie ist jedoch eine präoperative Abschirmung mit β-Blockern und/oder niedrig dosiert Thiamazol (5 – 10 mg/d) und ggf. eine endokrinologische Bewertung sinnvoll.
- Bei manifester Hyperthyreose ist eine präoperative medikamentöse Einstellung zwingend erforderlich. Eine OP in manifester Hyperthyreose erhöht das Risiko einer thyreotoxischen Krise intraoperativ und ist kontraindiziert. Folgende Ziele sollten verfolgt werden:
- Herstellung eines euthyreoten Zustands (fT4/fT3 normal) durch Hemmung der Hormonsynthese mit Thiamazol (oder in bestimmten Fällen Propylthiouracil bei Schwangerschaft oder NW von Thiamazol)).
- Vermeidung einer thyreotoxischen Krise durch frühzeitige und konsequente Therapie der Hyperthyreose. Vor elektiven Operationen an der Schilddrüse muss der Patient euthyreot sein. Thiamazol + Iod + β-Blocker Kombination einige Tage vor der OP s.u.. Vermeidung auslösender Faktoren wie Infektionen, Stress und Kontrastmittelgabe.
- Kardiovaskuläre Stabilität (HF < 90/min), adrenerge Symptome können mit Betablocker abgeschwächt werden.
- Reduktion der Schilddrüsenvaskularisation für die Operation und kurzfristige Hemmung der Hormonfreisetzung durch präoperative Gabe von anorganischem Iod (meist Kaliumiodid oder Lugol'sche Lösung).
Folgendes Schema kann 4 - 6 Wochen vor der OP angewandt werden:
4 – 6 Wochen vor OP | Beginn der Thyreostase | Thiamazol (alternativ Carbimazol, Propylthiouracil)) | z. B. 20 – 40 mg/Tag p.o., je nach Schweregrad der Hyperthyreose | |
ab Tag 1 | β-Blocker zur Frequenzkontrolle | Propranolol | 20 – 40 mg p.o. alle 6 – 8 h, Ziel: HF < 90/min | |
Letzte 5 – 7 Tage | Jodblockade | Lugol’sche Lösung | 5 – 10 Tropfen (entspr. 50 – 100 mg Jod) 3 ×/Tag, p.o. |
Eine thyreotoxische Krise - als Folge einer unbehandelten oder unzureichend behandelten schweren Hyperthyreose - ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der mit schweren Symptomen einer Hyperthyreose einhergeht und zu einem kardiovaskulären Kollaps oder Schock führen kann; sie wird mit einer Reihe von antithyreoidalen Medikamenten, Jod, Betablockern, Kortikosteroiden und hämodynamischer Unterstützung behandelt.
Folgendes Schema kann angewandt werden:
Optionales Schema zur Akutbehandlung bei thyreotoxischer Krise
Thyreostase | Propylthiouracil | 600 – 1000 mg initial p.o. oder per Nasensonde |
β-Blockade | Propranolol | 1 – 2 mg i.v., wiederholbar alle 4 h |
Iodblock | Lugolsche Lösung | 1 h nach Propylthiouracil Gabe: 5 Tropfen alle 8 h |
Steroide | Hydrocortison | 100 mg i.v. alle 8 h |
Supportiv | Antipyretika, Flüssigkeit, Kühlung | stationär-intensivpflichtig |